Das Abenteuer Sellrain fängt schon vor der Haustür an. Das Auto stinkt und raucht und gibt eindeutige Zeichen nicht fahrbereit zu sein. Nach einem Anruf bei unserem Guide Phillippe ist schnell eine Lösung gefunden, sodass alle fünf Teilnehmer Michi, Sebastian, Christl, Stephan und ich pünktlich in Lüsens auf dem Parkplatz stehen. Dort macht uns Phillippe mit den Bedingungen vertraut und stellt klar, dass der „worst case“ eine Durchquerung mit direkter Strecke zwischen den Hütten sein könnte ohne jegliche Gipfel und nicht mal das sei gewiss. Die Lawinenlage ist sehr angspannt. Nichtsdestotrotz sind alle mit Vorfreude gespannt auf die kommenden Tage. Mit den Skiern an den Füßen geschnallt, die Stecken in den Händen und die nur mit dem "aller nötigsten" gepackten Rücksäcken auf den Rücken gehen wir unser erstes Ziel, den Längentaler Weißerkogel (3217 m) an. Dieser Berg macht seinem Namen alle Ehre, weil das Tal gefühlt einfach nicht enden will. Das Durchhaltvermögen wird bei den ersten 400 hm der Abfahrt mit schönstem Schnee belohnt und unser Guide schafft es, uns ohne großen Gegenanstieg auf das Westfalenhaus zu führen.
Am nächsten Tag ist gegen jegliche Erwartungen stellenweiser blauer Himmel. Unsere Erklärung für dieses Glück sind die gestrigen Scherben, die durch das Umkippen eines Gläserregals in der Küche der Hütte entstanden sind. Somit können wir tatsächlich auf den Winnebacher Weißkogel (3182 m) und dem westlichen Seeblaskogel (3048 m) aufsteigen und kommen glücklich, hungrig und spät nachmittags an der Winnebachsee Hütte an. Der Hüttenwirt begrüßt uns herzlich. Am Abend gibt es noch eine Lehrstunde Schafkopfen. Beim energischen Erklären der Taktiken und Regeln fällt wieder ein Glas zu Boden, sodass das Wetter am nächsten Tag natürlich besser ist als vom Wetterbericht vorhergesagt.
Wir gehen mit großen Schritten Richtung Breiter Grießkogel (3287 m) und nach ein paar Steilstufen stehen wir am frühen Nachmittag auf dem Gipfel. Nach kurzer Beratung mit der Gruppe entscheiden wir uns den Weg über das Zwieselbachjoch zu nehmen, um direkt zur Schweinfurter Hütte zu gelangen. Je weiter wir nach unten kommen, desto dominanter ist der Bruchharsch und so kommt es leider zu dem Unglück eines Kreuzbandrisses. Aufgrund mangelnden Empfangs fährt die Hälfte der Gruppe zur Hütte, um dort ein Notruf abzusetzen. Kurze Zeit später kommt der Heli und Stephan ist nach Zams ins Krankenhaus geflogen worden. Wir hoffen auf eine schnelle Besserung ohne Spätfolgen, damit der nächste Skitourensaison nichts im Weg steht. An jenem Abend fallen auch keine Gläser und das Wetter trifft folglich die schlechte Vorhersage.
Trotzdem versuchen wir über das Joch zwischen Schartenkopf und Kraspesspitze ins Kühtai zu gelangen. Leider ist uns das aufgrund der ankommenden Kaltfront verwehrt. Der Plan B ins Ötztal abzufahren, gestaltet sich als eine Lösung mit gekonnten Busjumping, um wieder zu den Autos zurückzukommen. Das meistert unser Guide problemlos. Zusammenfassend haben mir die vier Tage sehr gut gefallen und ich freue mich schon sehr auf die nächste Durchquerung!
Text: Sophia Güntner